Ich weiß - ich habe das ja schon mal thematisiert. Aber ich habe das Bedürfnis, nochmal ausführlicher darüber zu schreiben. Deswegen werfe ich die Frage nochmal auf:
Warum mache ich Musik?
Ruhm und Reichtum? Eher nicht. Also wenn ich eines gewiss gelernt habe, dann dass ich es in den vergangenen 50 Jahren NICHT zu Ruhm und Reichtum gebracht habe. Und es gab wirklich reichlich Gelegenheiten, es zu versuchen. Was habe ich nicht alles für Instrumente durchprobiert. Die Orgel – damit ging alles los. Melodica, Schlagzeug, Waldhorn, Xylophon…. Und irgendwann Gitarre.
Volksmusik, Blasmusik, Rock, Blues, Metall, Gospel, Worship. Für mich alleine, vor tausenden von Leuten. Aber Ruhm und Reichtum war nie dabei.
Musik war schon immer für mich eine Art von Therapie. Es passiert etwas Magisches, wenn ich Musik mache. Dann bin ich sofort in einer anderen Welt. Alle Schmerzen, alle Traurigkeit und so weiter, alles weg. Ich verschmelze mit meinem Instrument und selbst die Zeit ist ausgeschaltet. Es kann schon mal vorkommen, dass ich in der Früh meine Gitarre in die Hand nehme, und plötzlich ist es Dunkel um mich herum.
Hey, das heißt nicht, dass ich deswegen besonders gut bin. Aber es hilft – also mir zumindest. Und wenn ich das dann auch noch auf einer Bühne machen kann, dann ist es noch viel besser. Irgendwann passiert da die ganz besondere Magie. Man verschmilzt mit dem Publikum. Es fühlt sich an, als ob ich spüren kann, was die Leute wollen. Und das macht mich dann Glücklich, und wenn ich die Leute sehe, die auch glücklich zu sein scheinen, das ist da i-Tüpfelchen.
Aber das bringt doch bestimmt Geld ein oder? Also wenn ich so die letzten 50 Jahre durchrechne, dann sag ich NEIN! Jeder Finanzberater würde mir bestimmt einen Vogel zeigen.
Und Hand aufs Herz – die Sache mit dem Platten-Label. Was sollte das? Bin ich so verblendet, dass ich nicht merke, dass es ein erfolgloses Unterfangen ist? Nein. Natürlich weiß ich, dass sie die Verkaufszahlen total unterirdisch zeigen, dass die Streamingzugriffe beinahe nicht zählbar sind. Aber warum mache ich das?
2017 wäre ich beinahe draufgegangen (wieder mal) und ich weiß, es ist vielleicht etwas doof, aber als ich mich so ein bisschen erholt hatte, habe ich mir gedacht – wenn ich jetzt gestorben wäre, dann wäre meine Musik für immer futsch. Und hey, das ist doch eine Art der Unsterblichkeit. Etwas zu schaffen, was bleibt. Und diese Idee hat mir gefallen. Also fing ich an meine Sachen aufzunehmen.
Ja – es gab früher schon immer mal Anläufe – aber eben immer nur so halbherzig. Jetzt mache ich das schon fast gut. Ich habe mein eigenes Label und veröffentliche über meinen Distributor meine eigenen Songs. Und hey – das ist so mein kleiner Teil Unsterblichkeit. Auch wenn ich längst weg bin, dann ist meine Musik noch da. Ja – ich weiß schon auch, dass sie deswegen vermutlich auch nicht öfter angehört wird. Aber sie ist noch da, und kann angehört werden.
Es gibt so viel zu lernen, zu probieren. Instrumente spielen zu können, heißt noch lange nicht, dass man sie auch in einer Aufnahme zum Klingen bekommt. Aktuell versuche ich mich mit eigenen Mixen und Mastering. Für mich als schwerhörigen eine echt harte Nuss. Aber manchmal gelingt es mir ganz passabel.
Ja, so ist das also. Es ist mir also (fast) egal, wie viele Menschen meine Songs anhören. Es ist also (fast) nicht der Rede wert, wie viele Menschen zu meinen Auftritten kommen. Ich mache das alles nur für mich.
Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass es mir nicht auch gefallen würde, wenn es andersrum wäre. Aber hey – ich kann es ja nicht ändern.
Vor einigen Jahren habe ich mit einigen Gitarre-Schülern zu Weihnachten in einem Altersheim gespielt. Ich habe mit einem Schmunzeln im Internet gelesen, dass ein Dödel über mich geschrieben hat, ich müsse das machen, weil ich sonst nirgends spielen könnte.
Also nur so am Rande – ich stehe im Jahr im Schnitt, wenn es schlecht läuft, 30-mal auf der Bühne. Aber selbst, wenn es wirklich so wäre, dass ich „nur“ im Altersheim spielen könnte – das wäre immer noch eine Ehre für mich. Denn ich liebe es dort zu spielen, wo man mich gerne hört. Und die Menschen im Altersheim haben sich immer gefreut, wenn ich dort gespielt habe.
Also was bleibt mir zu sagen? Ich mache weiter wie bisher. Ich werde jede Gelegenheit nutzen, um auf der Bühne zu stehen, egal wie klein (oder groß) die ist. Und ich werde weiter Lieder aufnehmen und veröffentlichen. Und – ich werde meinen Spaß daran haben!
Sorry!