Meine eigene Musik!
Ich denke, dass es zumindest vielen Menschen, die Musik machen so geht, dass sie beginnen irgendwelche Lieder zu lernen. Bei mir war es die Orgel und mein Lehrer hat mir damals ausschließlich Volkslieder gelernt. Das waren so illustre Songs wie der Schneewalzer, oder Schlafe mein Prinzlein.
Die Orgel hatte eine „Begleitautomatik“. Man konnte also quasi eine komplette Begleitband dazu spielen. Natürlich war das stark eingeschränkt. Und schwer zu erraten, aber natürlich war Rock ’n’ Roll sofort mein Liebling! Und ich glaube, meine erste eigene Interpretation war tatsächlich Schlafe mein Prinzlein als Rock ’n’ Roll.
Ich habe mir dann im Lauf der Zeit ein ganzes Set an Liedern erarbeitet. Und immer, wenn ich alleine daheim war, habe ich die Orgel voll aufgedreht und mir vorgestellt, dass ich auf einer Bühne bin. Damals war schon immer der Wunsch da, mal was aufzunehmen und zu hören eben, wie sich das so als Zuhörer anhört. Versuche mit dem Kassettenrekorder waren eher im Bereich Ohr-Katastrophe einzuordnen. Diese höllischen Geräusche, das kann doch nicht das sein, was ich spiele?
Die Jahre vergingen und neben vielen anderen Instrumenten landete ich irgendwann bei der Gitarre und letztlich bei der E-Gitarre. Es kamen die ersten Bands und natürlich auch immer wieder Auftritte. Heute nicht mehr vorstellbar – es gab damals noch keine Handys. Also es gibt aus der Zeit leider keinerlei Aufnahmen. Keine Fotos, geschweige denn Audio oder gar Videoaufnahmen.
Anfang der 90er Jahre war ich dann in einer Band hier im Allgäu. Durch einen Zufall kam es, dass man eine Single aufnehmen konnte, in einem Tonstudio. Wow, was für ein Erlebnis. Und was für ein Aufwand. Wir mussten eine kleine Weltreise absolvieren für die Aufnahmen. Zu hören bekamen wir dann auch erst das fertige Produkt, aber wir waren so stolz darauf.
Ich hatte heimlich aber auch schon angefangen erste Schritte zum eigenen Studio zu machen. Zum einen hatte ich einen 8-Spur-Rekorder. Da konnte man normale Kassetten einlegen und manchmal kam durchaus was Brauchbares heraus.
Und zum anderen hatte ich einen Atari Computer erstanden. Heute ist man ja schon verwöhnt. PC einschalten und läuft. Der Atari wollte noch große Disketten, um das Betriebssystem zu laden. Und zu guter Letzt dann noch einige Disketten, um meine Software zum Aufnehmen zu laden. Der heimliche Star: Cubase. Das Programm war schon Ende der 80er Jahre auf den Markt gekommen. Das Problem war allerdings, dass es (zumindest bei mir) nur die Möglichkeit gab MIDI-Aufnahmen zu machen. Also Gitarre aufnehmen war nicht möglich. Und um ehrlich zu sein, die MIDI-Aufnahmen waren akustisch gesehen eher eine Bestrafung. Aber oft war es auch so, dass man gefühlt eine Stunde damit verbracht hat, um die Software starten zu können. Bis dann alles richtig verkabelt war und man dann doch ein paar Töne in den Atari bekam, dann hat sich letzterer dazu entschlossen sich aufzuhängen.
Und der 8-Spur-Rekorder? Nun, der hat sich zwar nicht aufgehängt, aber – es glich eher einem wissenschaftlichen Studium herauszufinden, wie man Sachen aufnimmt, damit sie auch nur annähernd nach etwas klingen. Also mal ehrlich, wenn wir damals in ‘'nem Bierzelt gespielt haben, dann standen die Leute auf den Tischen und haben mitgegrölt. Aber diese Aufnahmen, das war schon im Bereich Körperverletzung.
Jetzt also die Aufnahmen in einem echten Tonstudio. Für mich auch ein Lernausflug. Vielleicht erhasche ich da, wie ich es hinbekomme, den amtlichen Sound auf Tonband zu bannen.
Letztlich die Weisheit – dass es als Privatperson eher unmöglich ist gute Aufnahmen zu machen. Denn die Technik – also die Gerätschaften – die das ermöglichen, waren im Bereich unbezahlbar.
Was aber ganz gut funktioniert hat, und wir dann auch immer wieder genutzt haben. DEMO-Aufnahmen für Veranstalter, Probemitschnitte für daheim zum Üben, und natürlich auch für Songwriting. Während der 8-Spur-Rekorder immer altmodischer wurde, wurden die PCs immer leistungsfähiger. Und die DAWs wurden auch immer besser. DAW, die Abkürzung heißt Digital Audio Workstation. Also eine Software, mit der man Musik oder Ton bearbeiten, aufnehmen und mischen kann.
Und langsam wurden die Aufnahmen auch immer besser.
Im neuen Jahrtausend war ich dann sehr aktiv im Musik-Bereich. Ich spielte in mehreren Bands und war so eigentlich jedes Wochenende auf der Bühne. Unter der Woche habe ich reichlich „Schüler“ gehabt, die zum Gitarre-Unterricht kamen. Beobachter von außen haben mich immer wieder gewarnt, dass ich so ja Raubbau am eigenen Körper machen würde. Tatsächlich war ich in einer Art Teufelskreis. Manchmal habe ich richtig viel Geld gemacht und immer wieder aber auch reinvestiert, in modernere Instrumente und Gerätschaften. Dafür habe ich auch, sagen wir zweifelhafte Jobs angenommen.
Die Ausstattung für gute Aufnahmen war zwar längst da, aber die Zeit dafür nicht.
Mein Herzensprojekt war immer eigene Musik. Eigene Songs schreiben und live spielen. Für meinen größten Wunsch, die mal „gescheit“ aufzunehmen, hat immer die Zeit gefehlt. Und dann?
Dann kamen die „Einschläge“ immer näher. Meine Gesundheit forderte Tribut – Operationen. Und dann ging es auch los, dass meine musikalischen Freunde teilweise wegstarben. Der Gipfel war für mich erreicht, als ich 2017 ein Aortenaneurysma im Bauch hatte. Die notwendige Operation führte zu einer Katastrophe, weil das Aneurysma auf dem OP-Tisch geplatzt ist. Und man mir im Nachhinein gesagt hat, dass es wirklich sehr schlecht um mich stand.
Als ich dann mich so ein bisschen regeneriert hatte, dachte ich – wenn ich jetzt gestorben wäre, dann wären alle meine Lieder weg gewesen.
Also reifte der Plan – jetzt wird Ernst gemacht und alles wird mal „gescheit“ aufgenommen! Es dauerte dann noch ein bisschen, bis es richtig losgehen konnte. Denn der bloße Wille es zu tun, und die Ausrüstung ist ja nicht alles dabei. Es benötigt immer noch reichlich „handwerkliches“ Geschick und Knowhow für brauchbare Aufnahmen.
Aber ich habe angefangen, mich da durchzubeißen.
Anfang der 90er Jahre hatte ich mit Cubase 1 die erste Version auf meinem Atari. Heute habe ich 2024 mit Cubase 13 Pro eine nicht aktuelle Version auf meinem PC. Das Programm ist so umfangreich, dass ich behaupte, maximal die Grundzüge des Programmes nutzen zu können.
Für mich als schwerhörigen Menschen ist es aber auch eine gemeine Herausforderung zu Mischen und zu Mastern. Aber – ich habe jetzt eine Variante entwickelt, mit der ich passable Aufnahmen hinbekomme. Besser geht selbstverständlich immer.
Ich splitte das auch noch. Songs, die in die Veröffentlichung gehen, lasse ich Mischen und Mastern. Alles andere mache ich selbst.
Bei anderen Songs wiederum mache ich komplett alles inklusive Mischens und Mastern selbst. Vielleicht werde ich ja mal so gut, dass ich es immer selbst machen kann?
Allerdings ist das ein so komplexes Thema, dass ich garantiert noch sehr lange brauche.
Gestern (9.12.24) habe ich das X-Mas Album fertiggestellt. Das habe ich komplett von A bis Z alleine gemacht. Es gibt ein paar kleine Fremd-Beteiligungen. Ein paar Chorstimmen habe ich von bekannten einsingen lassen. Ein Freund hat mir für Knocking on Heavens Door den Part mit der Telefonstimme und dem Telefonzahlton aufgenommen. So – aber der komplette Rest inklusive Mischens und Mastern – das war ich alleine. Böse Menschen sagen „das hört man!“ Und es gab eine Veröffentlichung, die ich auch komplett alleine gemacht habe „Orangenhaut und heiße Luft“!
Parallel laufen die Aufnahmen für die Songs vom Album WHITE MORAY – da habe ich für Mix und Mastering Francesco aus Italien überreden können.
Weiter möchte ich momentan noch nicht vorausplanen mit Aufnahmen. Aber solange ich lebe, und solange ich körperlich dazu in der Lage bin, werde ich weiter Songs aufnehmen. Ganz einfach – Musik ist meine beste Therapie!
Wenn ich es gebacken bekomme, werde ich via YouTube und TikTok ein bisschen Einblick gewähren in mein „Studio“ und wie ich da so „arbeite“!